Wie bitte?
Mai 15, 2010, 5:34 pm
Filed under: Alltag in Afrika, Gedanken

Langsam, aber sicher ist wieder Alltag bei mir eingekehrt. Arua ist kühl und regnerisch – sehr angenehm also. Es ist White Ants – Saison. Gegen Abend flattern draußen große, geflügelte Ameisen herum, die, sobald sie gefangen werden, die Flügel abwerfen. Geröstet gelten sie dann als Delikatesse und schmecken auch wirklich unheimlich gut. Auch in Rhino Camp herrscht das blühende Leben – sowohl was die Natur als auch die Menschen angeht. Zurzeit haben wir viel Zuwachs bekommen. 5 Praktikanten bevölkern unsere Büros, mit einer davon, Nina, wohne ich auch zusammen – endlich wohne ich nicht mehr in einem leeren Haus. Am Anfang war es etwas seltsam, nicht mehr abends alleine im Haus zu sein, aber ich denke, wir haben uns beide recht schnell daran gewöhnt.

Flüchtlinge gibt es zum Glück keine neuen. Nach den Präsidentschaftswahlen im Sudan, die Mitte April stattfanden, sind viele davon ausgegangen, dass ein neuer Krieg, ein neuer Flüchtlingsstrom einsetzen würde. Gott sei Dank blieb alles erstaunlich ruhig. So langsam darf man vielleicht sogar auf eine friedliche Abspaltung des Südsudan im nächsten Jahr hoffen. Der Norden scheint den Weg freizumachen. Wie oft haben wir schon darüber spekuliert… besonders am Anfang hatte ich enorme Probleme mit der Tatsache, dass quasi damit gerechnet, alles dafür vorbereitet wurde, dass es wieder Krieg, wieder Vertreibung jenseits der Grenze geben würde. Jetzt gibt es vielleicht doch einen anderen Weg. „People are tired of war“… schön wär’s.

Theaterstück für Gehörlose

In Arua habe ich vor kurzem eine interessante Erfahrung gemacht: durch Zufall bzw. einen Bekannten bin ich in einen Gottesdienst für Gehörlose gestolpert. Eine echt beeindruckende Erfahrung und zu meinem Glück wurde auch übersetzt. Es wurde gesungen – zu Trommeln, deren Vibration ja spürbar sind, wurde getanzt und mit den Händen die entsprechendenZeichen gemacht, es gab ein Theaterstück, eine kurze Predigt und wir haben zusammen das Abendmahl geteilt. Mir war überhaupt nicht bewusst gewesen, dass es hier überhaupt eine Gruppe von Gehörlosen gibt. Und was für eine: obwohl ich die Zeichensprache kein bisschen beherrsche, habe ich mich sofort dazugehörig gefühlt – und selten so viel Spaß in einem Gottesdienst gelacht.

Predigt auf Zeichensprache
Die letzten zwei Wochen habe ich in Rhino Camp verbracht, da Henrike mich gerne mal im Busch besuchen wollte… Naja, besonders begeistert wird sie wohl kaum sein, dachte ich, aber letzten Endes hatten wir ein echt schönes Wochenende. Gemeinsam haben wir mir einen Backofen neben das Haus gebaut – eine riesige Drecksarbeit, aber ein Mordsspaß. Meine Kollegen haben uns ziemlich verständnislos angeschaut, schließlich ist Brot hier höchstens als weißes Toastbrot bekannt – mit Kuchen konnten sie dafür umso mehr anfangen und bestellten gleich mal eine ganze Ladung im Voraus 🙂

harte Arbeit...

Seht her, ein Ofen!